Mittwoch, 17. November 2021

Die Meinung

Das Problem mit der Meinung ist halt, dass eine Meinung diskutiert werden kann. Welche Argumente hast du, welche ich. Welche Studien liegen der Meinung zugrunde, wo widersprechen sich die Studien, warum widersprechen sie sich. Welche Parameter wurden verwendet etc.

Es ist schon so, dass ein Medizinstudium, ein Mathematikstudium, ein Pharmaziestudium lange dauert und es viel Arbeit fordert, bis man international vernetzt ist und internationales Renommee erwirbt. 


Eine Meinung, die auf Hören-Sagen - ich hab da nen Freund, der hat ne Tante, die hat nen Neffen… - oder auf aus dem Zusammenhang gerissenen Halbsätzen aus Studien oder Interviews oder auf Geschwurbel im Internet beruht, ist keine Meinung, über die man diskutieren kann, sondern schlichtweg Unsinn.

Ein bisschen Mathematik wäre schon hilfreich: von 1000 Geimpften werden 7 trotzdem krank. Von 10.000 Geimpften 70, von 100.000 Geimpften 700 und von einer Million 7000. Schwer erkranken aber zumeist trotz der Impfung Menschen mit Vorerkrankungen.

Wenn in Österreich 7.000.000 Menschen geimpft sind, käme es theoretisch zu 49.000 Erkrankungen. 

Da aber dann die Impfquote bei 90% läge, könnte sich das Virus gar nicht mehr so flott verbreiten und es käme gar nicht mehr zu diesen zahllosen Durchbrüchen.

(Für die Mathematiker/in: mir ist schon klar, dass es keine lineare Entwicklung sein wird.)

Dienstag, 16. November 2021

Öko-Bewegung seit dem 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert setzt die industrielle Revolution mit extremen Auswirkungen auf das Leben der Menschen und auf die Umwelt massiv ein. Die Erfindung der Dampfmaschine, des mechanischen Webstuhls, der Entdeckung der Elektrizität uns schließlich auch die Erfindung des Ottomotors bzw. Dieselmotors förderten die Ausbeutung der Naturschätze. Dass das einmal ein Problem werden wird, war am Anfang natürlich nicht mitgedacht. Auf Grund der Industrialisierung kam es zu einer Landflucht in die Städte. Die Städte wuchsen und veränderten ihr Gesicht. 


In Wien wurde durch Kaiser Franz-Josef I verfügt, die Stadtmauer niederzureißen und stattdessen einen Prachtboulevard zu errichten. Am Wienerberg entstand eine der größten Ziegelbrennereien. Die Arbeiterinnen und Arbeiter kamen aus Tschechien. Wien war um 1900 die zweitgrößte tschechische Stadt. Die Arbeitsbedingungen waren katastrophal.

Für bürgerliche Einwohner/innen der Städte wurden die Städte zunehmend zu einem Sündenpfuhl und die sozialdemokratischen Aktivitäten mit Misstrauen beäugt und verdächtigt, vom Judentum gesteuert zu werden. Es entstand das Bild vom reichen Juden. 

In der Folge setzte eine erste ökologische Protestbewegung ein, die Naturschutz mit Rassenschutz verband. Intendiert waren gesunde Ernährung, Heilkunde, Rassenschutz, Kampf gegen Alkohol und Nikotin. Tierschutz und Vegetarismus standen ebenfalls auf dem Programm.
Dabei  fanden sich unterschiedliche Gruppen zusammen: die Reformpädagogik, Wandervogelbewegung, Freikörperkultur, Gartenstadtbewegung u.v.m.
Eine weitere Klammer dieser Bewegung findet sich in der Anthroposophie Rudolf Steiners und Esoterik. 

Bereits 1895 wurde in der Nähe Berlins eine Obstbaugenossenschaft gegründet, die das Pflanzenfleisch erfand, und eigene Säfte und Marmeladen an Reformhäuser lieferte. In einem Programmheft wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass zum natürlichen Leben vegetarische Ernährung und deutsch-völkische Gesinnung Voraussetzung sei.

Die Nationalsozialisten hatten wenig Probleme, diese Ideen aufzugreifen und in die nationalsozialistische Bewegung einzubauen. Diese Bewegungen lieferten quasi das Ideal einer bäuerlichen Gesellschaft. Blut- und Bodenromantik musste nur noch in den Nationalsozialismus integriert werden. Das Gleiche galt für die Körperkultur. Auch für sie war der Boden bereitet und verbunden mit dem arischen Menschen war der nationalsozialistische Herrenmensch als idealer Typus konstruiert. Hilmar Schmundt, Der SPIEGEL, weist in diesem Zusammenhang auf einen Bestseller im Dritten Reich hin: Mensch und Sonne von Hans Surén, in dem nicht nur zahllose Nacktphotos von Männern und Frauen abgebildet seien, sondern Anleitung zu Yoga-ähnlichen Verrenkungen gegeben und zum Nacktskifahren angeregt werde.

„Kraft durch Freude“ war das Motto, das als Ideal der Realität der anlaufenden Kriegsmaschinerie entgegen gesetzt wurde. Leni Riefenstahl setze das Programm filmisch um. Während Leni Riefenstahl nach dem Ende des 2. Weltkriegs in der Filmwelt nicht mehr Fuß fassen konnte, war ihr Kollege Luis Trenker bis ins hohe Alter aktiv, obwohl seine Bergfilme genau diese Idealisierung eine Lebens in der Heimat und in der Bergwelt gegenüber dem Lebens in der Stadt zum Programm hatte. Aber er konnte offenbar glaubhaft machen, dass er zwar kein Widerstandskämpfer war, aber auch kein glühender Befürworter des NS-Regimes war, sondern bloß seine Filme drehen wollte und sich damit mit den Nationalsozialisten irgendwie arrangieren musste.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs waren die Menschen erst einmal um das nackte Überleben bemüht und dann um den Wiederaufbau verbunden mit dem so genannten Wirtschaftswunder. Dennoch überlebte der alte Geist weiter, denn man ersetzte den Rassismus einfach durch Kultur- und Heimatbegriff. Die alten Garden wie Konrad Lorenz (*1903, ✝︎1989) und Günther Schwab (*1904, ✝︎2006) waren wieder dabei. Schwab trat bereits 1930 der in Österreich verbotenen NSDAP bei, wurde 1931 SA-Mitglied und erreichte den Rang eines Sturmführers. 1935 veröffentlichte er den Roman Mensch ohne Volk. Nach dem 2. Weltkrieg gründete er die Zeitschrift „Glücklicher Leben - der stille Weg“, die später unter dem Titel „Lebensschutz“ zum offiziellen Organ des Weltbundes zur Rettung des Lebens (WRL) mutierte. Später wurde der WRL in WSL (Weltbund zum Schutz des Lebens) umbenannt. Der 1935 erschienene Roman wurde 1949 unter dem Titel Abenteuer am Strom wieder veröffentlicht. Allerdings wurde der Roman überarbeitet, in dem bestimmte Worte und Tendenzen geändert bzw. gelöscht wurden. Die zweifelsfreie völkische Tendenz im Ursprungsroman fehlt in der Neuüberarbeitung. 1958 veröffentlichte Schwab das Buch „Der Tanz mit dem Teufel“. In diesem Buch seien jedoch völkisch-biologistische Ansichten wieder zu finden. 

Besonders der inflationär verwendete Begriff „Heimat“ ist ambivalent. Zwar klingt der Begriff heimelig, jedoch wurde er erst laut Peter Bierl seit der Reformationszeit verwendet und war ursprünglich ein juristischer Begriff, der den Armen Heimatrecht zusprach und damit auch die Versorgung durch die Stadt bzw. des Dorfs zusprach. Auf der anderen Seite grenzte er natürlich die aus, die nicht dazu gehörten. Die Romantik habe den Begriff Heimat emotional aufgeladen, indem, wie Peter Bierl festhält, die Heimatliebe zur Liebe zum großen Ganzen aufgewertet wurde. Heimat- und Vaterlandsliebe schlössen daher die vermeintlich Fremden aus und würde davon ablenken, dass nicht die Fremden, sondern in der Regel die heimischen Unternehmen, Politiker etc. die Umwelt zerstören.

Erst in den 1970er Jahren wurde das Thema Umweltschutz auch von der linken Szene entdeckt und mit Kapitalismuskritik verbunden. Waren es zu Anfang Einzelpersonen oder kleine Gruppen, die sich gegen bestimmte Bauprojekte engagiert haben, so wurde mit  Bau des Atomkraftwerkes in Zwentendorf der Umweltschutz zur gesamtgesellschaftlichen Frage in Österreich. Dass das Atomkraftwerk nicht in Betrieb genommen wurde, verdankt sich wohl der Tatsache, dass Umweltschützer/innen gemeinsam mit ÖVP-Anhänge/rInnen, die eher dem damaligen Bundeskanzler Kreisky eins auswischen wollten, da die ÖVP ursprünglich für die Inbetriebnahme war, gemeinsame Sache machten.

Schließlich war der geplante Bau des Kraftwerks Hainburg der Startschuss für die Gründung einer grünen Partei. Diese gestaltete sich zu Anfang ausgesprochen schwierig, da die Interessen und politischen Ideologien bei den verschiedenen Gruppen unterschiedlicher nicht sein konnten.

Die Kapitalismuskritik verbunden mit dem Umweltschutz setzte sich erst einmal bei den Grünen durch. Die eher aus dem traditionellem Eck kommenden Grünen spielten kaum eine Rolle in der Partei bzw. verließen die Grünen. Daher wurden die Grünen zu einer "linken" Partei. 

Umweltschutz, Tierschutz, gesunde Ernährung usw. sind selbstverständlich nicht nur berechtigte Anliegen, sondern lebensnotwendige und seit den 1970er Jahren ein Anliegen eines wohl großen Teils der Bevölkerung. 

Nachdem also in den 1970er Jahren die "grünen" Anliegen mit Kapitalismuskritik verbunden und damit aus der rechten Ecke geholt wurden, hat sich die grüne Szene inzwischen wieder verändert. Die Kapitalismuskritiker wurden weitgehend aus der Partei gedrängt und das Problem
zeigt sich besonders darin, dass die berechtigten Sorgen und Anliegen in einem esoterischen Dschungelkampf aufgehen und der Anthropozentrismus zugunsten eines übergeordneten Systems aufgegeben werden soll. Anthropozentrismus dient der Esoterik als Feindbild. Dabei ist aber zu bedenken, dass über geordnete Wertsysteme in der Regel zur Diktatur führen. Denn dann bestimmen Eliten darüber, wie der Einzelne zu leben hat. Wenn die Familie das zentrale System ist, dann bestimmen bestimmte Familienmitglieder, wie die einzelnen zu leben haben; wenn das Volk das zentrale Wertesystem ist, dann bestimmt eine Elite, wie der Einzelne zu leben hat. Wenn es der alles durchdringende göttliche Geist ist, dann bestimmenden Eingeweihte, wie der Einzelne zu leben hat.

Die Verknüpfung von Wirtschaftspolitik und Umwelt ist überlebensnotwendig im Angesicht des Klimawandels und damit auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte, der sich bis in die Bildung ausgebreitet hat (Stichwort: kompentenzorierentier Unterricht). 

Sich vom Anthropozentrismus abzuwenden, bedeutet Herrschaft einer Elite. Die Frage ist daher nicht, wie werden wir den Anthropozentrismus los, sondern wie ist eine Debatte über die Umwelt, über Tierschutz, über Klimaveränderung etc. möglich und erfolgreich, ohne rechte oder linke Elitenbildung, die wissen, was für den Einzelnen gut ist.


Montag, 10. Mai 2021

AstraZeneca und die schlechte Presse

Inzwischen ist bekannt geworden, dass die EU die Verträge mit AstraZeneca nicht verlängern wird. Zum einen wird das an den Lieferproblemen, zum anderen wohl auch an der negativen Haltung der Menschen gegenüber AstraZeneca liegen und natürlich auch daran, dass Biontech/Pfizer mehr liefern kann, als ursprünglich gedacht. 

Woher kommt aber der schlechte Ruf von AstraZeneca? Denn grundsätzlich gilt dieser Impfstoff als gut und wirksam.

Das dürfte meines Erachtens damit zusammenhängen, dass taktisch nicht gerade genial vorgegangen wurde.

Biontech/Pfizer war der erste Impfstoff auf dem Markt und galt mit über 95% Schutz als der Impfstoff, der nun endlich die Probleme lösen wird.

AstraZeneca galt dann mit einem Schutz von 80% nicht als der Mercedes unter den Impfstoffen und dennoch wurde plötzlich gefühlsmäßig nur mehr mit AstraZeneca geimpft und Bioteck/Pfizer zurückgehalten.

Dazu kam die Aussage: Keine/r könne sich den Impfstoff aussuchen!

Das war natürlich das Startsignal für Misstrauen. AstraZeneca ist bekanntermaßen billiger. Also liegt doch die Vermutung nahe, das Volk sollte mit dem billigen Jakob abgespeist werden, zumal dann auch noch bekannt wurde, dass auf Österreich zustehende Biontech/Pfizer-Dosen verzichtet wurde. 

Hilfreich waren dann die Fälle von Thrombosen auch nicht gerade und die Entscheidung, in Österreich fröhlich mit dem AstraZeneca weiter zu impfen, während sieben EU-Staaten eine untere Altersgrenze eingezogen haben und Dänemark überhaupt auf eine weitere Impfung mit AstraZeneca verzichtet hat, verringerte das Misstrauen auch nicht gerade.

Sich dann zu wundern, dass Impftermine abgesagt oder nicht wahrgenommen wurden, ist eher das, worüber man sich wundern muss.

Taktisch wäre vielleicht eine andere Vorgehensweise sinnvoller gewesen. Man hätte nicht sagen dürfen, dass man sich den Impfstoff nicht aussuchen könne, sondern im Gegenteil:

Wir haben hier zwei Impfstoffe, beide sind gut. Der eine ist ein traditioneller Impfstoff, der andere eine genmanipulierter und neuartiger Impfstoff.

Schade, dass man nun nicht mehr wetten kann. Ich vermute aber mal, dass die einen dahin und die anderen dorthin gegangen wären. Die einen hätten eher einem traditionellen Impfstoff, die anderen hätten dem neuen vertraut.

Doch die Überlegungen sind nun hinfällig, allerdings Johnson&Johnson ist wie AstraZeneca ein Vektorimpfstoff .



Freitag, 24. Januar 2020

Von "Macht euch die Erde untertan" zum Ökofaschismus?


Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht (Gen 128).

Die Aufforderung, sich die Welt untertan zu machen und über die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel sowie über alles Getier, das auf Erden kriecht, ist verdächtig, an dem Raubbau der Menschen an der Natur und den Ressourcen, die die Erde bietet, schuld zu sein. Von Umweltschutz und Schonung der Ressourcen findet sich in Genesis 1 nichts. Einzig der anschließende Satz ließe sich so interpretieren, dass die Nahrung zu teilen ist: 

Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. (Gen 129f).

Der evangelische Theologe Erhard S. Gerstenberger, Gießen, befasst sich in seinem Beitrag „Vom Sinn und Missbrauch der ‚Herrschaftsformel‘“ ausführlich mit der Frage, inwieweit diese Formel bereits im Buch Genesis einen Anspruch formuliert, die Natur und hier hauptsächlich die Tiere willkürlich zu beherrschen. Er kommt zu einem differenzierten Ergebnis und vermutet, dass dieser zugespitzte Auftrag eine priesterschriftliche Überarbeitung darstellt, die einerseits die gesellschaftliche Hierarchie zum Ausdruck bringt, zum anderen auf den Opferkult im Blick hat. Der König herrscht über seine Untertanen und, Tiere zu opfern, kann nur dann rechtmäßig sein, wenn der Mensch über die Tiere herrschen darf.

In der alten Kirche hat jedoch diese Frage kaum eine Rolle gespielt. Dennoch räumt Gerstenberger ein, dass die Frage nach der Interpretation seit der Entdeckung neuer Kontinente und der Eroberungszüge mit Zwangschristianisierungen an Aktualität gewann. Besonders die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert führte dazu, dass die ökologischen Probleme heute die Aussage, die Erde untertan zu machen, einer theologischen Aufarbeitung bedarf. 

Ob nun Gen 128 oder ein Zusammenhang mit der protestantischen Arbeitsethik, wie der Soziologe und Nationalökonom Max Weber in seinem Beitrag „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitals“ behauptet, besteht, sei dahingestellt, Tatsache ist auf jeden Fall, dass im 19. Jahrhundert die industrielle Revolution eingesetzt hat. Die Erfindung der Dampfmaschine, des mechanischen Webstuhls, der Entdeckung der Elektrizität uns schließlich auch die Erfindung des Ottomotors bzw. Dieselmotors förderten die Ausbeutung der Naturschätze. Dass das ein Problem werden wird, war am Anfang wohl noch nicht mitgedacht. Vielmehr setzte auf Grund der Industrialisierung eine Landflucht in die Städte ein. Die Städte wuchsen und veränderten ihr Gesicht. 

In Wien wurde durch Kaiser Franz-Josef I verfügt, die Stadtmauer niederzureißen und stattdessen einen Prachtboulevard zu errichten. Am Wienerberg entstand daher eine der größten Ziegelbrennereien. Die Arbeiterinnen und Arbeiter (Ziegelbehm und Maltafrauen) kamen aus Tschechien. Wien war um 1900 die zweitgrößte tschechische Stadt. Die Arbeitsbedingungen waren katastrophal.

Für bürgerliche Einwohner/innen der Städte wurden die Städte zunehmend zu einem Sündenpfuhl und die sozialdemokratischen Aktivitäten mit Misstrauen beäugt und verdächtigt, vom Judentum gesteuert zu werden. Es entstand das Bild vom reichen Juden. 

In der Folge setzte eine erste ökologische Protestbewegung ein, die Naturschutz mit Rassenschutz verband. Intendiert waren gesunde Ernährung, Heilkunde, Rassenschutz, Kampf gegen Alkohol und Nikotin. Tierschutz und Vegetarismus standen ebenfalls auf dem Programm.
Dabei  fanden sich unterschiedliche Gruppen zusammen: die Reformpädagogik, Wandervogelbewegung, Freikörperkultur, Gartenstadtbewegung u.v.m.
Eine weitere Klammer dieser Bewegung findet sich in der Anthroposophie Rudolf Steiners und Esoterik. 

Bereits 1895 wurde in der Nähe Berlins eine Obstbaugenossenschaft gegründet, die das Pflanzenfleisch erfand, und eigene Säfte und Marmeladen an Reformhäuser lieferte. In einem Programmheft wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass zum natürlichen Leben vegetarische Ernährung und deutsch-völkische Gesinnung Voraussetzung sei.

Die Nationalsozialisten hatten wenig Probleme, diese Ideen aufzugreifen und in die nationalsozialistische Bewegung einzubauen. Diese Bewegungen lieferten quasi das Ideal einer bäuerlichen Gesellschaft. Blut- und Bodenromantik musste nur noch in den Nationalsozialismus integriert werden. Das Gleiche galt für die Körperkultur. Auch für sie war der Boden bereitet und verbunden mit dem arischen Menschen war der nationalsozialistische Herrenmensch als idealer Typus konstruiert. Hilmar Schmundt, Der SPIEGEL, weist in diesem Zusammenhang auf einen Bestseller im Dritten Reich hin: Mensch und Sonne von Hans Surén, in dem nicht nur zahllose Nacktphotos von Männern und Frauen abgebildet seien, sondern Anleitung zu Yoga-ähnlichen Verrenkungen gegeben und zum Nacktskifahren angeregt werde.

„Kraft durch Freude“ war das Motto, das als Ideal der Realität der anlaufenden Kriegsmaschinerie entgegen gesetzt wurde. Leni Riefenstahl setze das Programm filmisch um. Während Leni Riefenstahl nach dem Ende des 2. Weltkriegs in der Filmwelt nicht mehr Fuß fassen konnte, war ihr Kollege Luis Trenker bis ins hohe Alter aktiv, obwohl seine Bergfilme genau diese Idealisierung eine Lebens in der Heimat und in der Bergwelt gegenüber dem Lebens in der Stadt zum Programm hatte. Aber er konnte offenbar glaubhaft machen, dass er zwar kein Widerstandskämpfer war, aber auch kein glühender Befürworter des NS-Regimes war, sondern bloß seine Filme drehen wollte und sich damit mit den Nationalsozialisten irgendwie arrangieren musste.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs waren die Menschen erst einmal um das nackte Überleben bemüht und dann um den Wiederaufbau verbunden mit dem so genannten Wirtschaftswunder. Dennoch überlebte der alte Geist weiter, denn man ersetzte den Rassismus einfach durch Kultur- und Heimatbegriff. Die alten Garden wie Konrad Lorenz (*1903, ✝︎1989) und Günther Schwab (*1904, ✝︎2006) waren wieder dabei. Schwab trat bereits 1930 der in Österreich verbotenen NSDAP bei, wurde 1931 SA-Mitglied und erreichte den Rang eines Sturmführers. 1935 veröffentlichte er den Roman Mensch ohne Volk. Nach dem 2. Weltkrieg gründete er die Zeitschrift „Glücklicher Leben - der stille Weg“, die später unter dem Titel „Lebensschutz“ zum offiziellen Organ des Weltbundes zur Rettung des Lebens (WRL) mutierte. Später wurde der WRL in WSL (Weltbund zum Schutz des Lebens) umbenannt. Der 1935 erschienene Roman wurde 1949 unter dem Titel Abenteuer am Strom wieder veröffentlicht. Allerdings wurde der Roman überarbeitet, in dem bestimmte Worte und Tendenzen geändert bzw. gelöscht wurden. Die zweifelsfreie völkische Tendenz im Ursprungsroman fehlt in der Neuüberarbeitung. 1958 veröffentlichte Schwab das Buch „Der Tanz mit dem Teufel“. In diesem Buch seien jedoch völkisch-biologistische Ansichten wieder zu finden. 

Besonders der inflationär verwendete Begriff „Heimat“ ist ambivalent. Zwar klingt der Begriff heimelig, jedoch wurde er erst laut Peter Bierl seit der Reformationszeit verwendet und war ursprünglich ein juristischer Begriff, der den Armen Heimatrecht zusprach und damit auch die Versorgung durch die Stadt bzw. des Dorfs zusprach. Auf der anderen Seite grenzte er natürlich die aus, die nicht dazu gehörten. Die Romantik habe den Begriff Heimat emotional aufgeladen, indem, wie Peter Bierl festhält, die Heimatliebe zur Liebe zum großen Ganzen aufgewertet wurde. Heimat- und Vaterlandsliebe schlössen daher die vermeintlich Fremden aus und würde davon ablenken, dass nicht die Fremden, sondern in der Regel die heimischen Unternehmen, Politiker etc. die Umwelt zerstören.

Erst in den 1970er Jahren wurde das Thema Umweltschutz auch von der linken Szene entdeckt und mit Kapitalismuskritik verbunden. Waren es zu Anfang Einzelpersonen oder kleine Gruppen, die sich gegen bestimmte Bauprojekte engagiert haben, so wurde mit  Bau des Atomkraftwerkes in Zwentendorf der Umweltschutz zur gesamtgesellschaftlichen Frage in Österreich. Dass das Atomkraftwerk nicht in Betrieb genommen wurde, verdankt sich wohl der Tatsache, dass Umweltschützer/innen gemeinsam mit ÖVP-Anhänge/rInnen, die eher dem damaligen Bundeskanzler Kreisky eins auswischen wollten, da die ÖVP ursprünglich für die Inbetriebnahme war, gemeinsame Sache machten.

Schließlich war der geplante Bau des Kraftwerks Hainburg der Startschuss für die Gründung einer grünen Partei. Diese gestaltete sich zu Anfang ausgesprochen schwierig, da die Interessen und politischen Ideologien bei den verschiedenen Gruppen unterschiedlicher nicht sein konnten.

Umweltschutz, Tierschutz, gesunde Ernährung usw. sind selbstverständlich berechtigte Anliegen und, wie gesagt, seit den 1970er Jahren ein Anliegen eines wohl großen Teils der Bevölkerungen. Die Schwierigkeit ist allerdings häufig darin zu sehen, dass die berechtigten Sorgen und Anliegen in einem esoterischen Dschungelkampf aufgehen und der Anthropozentrismus zugunsten eines übergeordneten Systems aufgegeben werden soll. Anthropozentrismus dient der Esoterik als Feindbild. Dabei ist aber zu bedenken, dass über geordnete Wertsysteme in der Regel zur Diktatur führen. Denn dann bestimmen Eliten darüber, wie der Einzelne zu leben hat. Wenn die Familie das zentrale System ist, dann bestimmen bestimmte Familienmitglieder, wie die einzelnen zu leben haben; wenn das Volk das zentrale Wertesystem ist, dann bestimmt eine Elite, wie der Einzelne zu leben hat. Wenn es der alles durchdringende göttliche Geist ist, dann bestimmenden Eingeweihte, wie der Einzelne zu leben hat.

Die Grünen sind bei der vorletzten Wahl zum Nationalrat in Österreich aus dem Parlament hinaus gewählt worden. Möglicherweise liegt der Grund darin, dass eine großbürgerliche Eilte bestimmen wollte, wie das Volk zu leben hat. 

Sich vom Anthropozentrismus abzuwenden, bedeutet Herrschaft einer Elite. Die Frage ist daher nicht, wie werden wir den Anthropozentrismus los, sondern wie ist eine Debatte über die Umwelt, über Tierschutz, über Klimaveränderung etc. möglich und erfolgreich, ohne rechte oder linke Elitenbildung, die wissen, was für den Einzelnen gut ist.


Die Nationalratswahl 2019 brachte die Grünen zurück in den Nationalrat und im Jänner 2020 in eine Regierungskoalition mit der ÖVP. 

Montag, 28. Mai 2018

Eines muss man ja den derzeit Regierenden lassen: die Strategie, irgendwelche Randthemen hochzuschaukeln und Nebelgranaten zu werfen, um von eigentlichen Zielen abzulenken, ist nachgerade genial. Ob da einige selbst oder  Strateginnen und Strategen im Hintergrund Niccolò Machiavelli gelesen haben, der im Grunde neutral von der Regierungskunst reden wollte, aber dessen Gedanken durchaus für die Strategie, Macht anzusammeln, gelten?

Und dann gib es noch ein Buch aus den 1920er Jahren, das auch die Strategie, wie Massen zu beeinflussen seien, über viele Seiten thematisiert. Grundtenor: die Masse ist dumm: "Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt... Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür die Vergeßlichkeit groß."

Rauchen oder nicht rauchen, das ist plötzlich eine Frage, die offenbar lebensentscheidend ist und die Zukunft grau oder rosig erscheinen lässt. Obwohl wahrscheinlich sogar eine Mehrheit der Raucherinnen und Raucher gar nicht mehr so erpicht ist, dass ihr bei genussvollen Speisen plötzlich der Qualm vom Nachbartisch in die Nase zieht, lässt es sich doch trefflich streiten.

130 oder 140 auf der Autobahn, diese 10 Kilometer in der Stunde machen den Kohl nicht fett. Wenn überhaupt Zeit zu gewinnen ist, handelt es sich um wenige Minuten. Dafür ist es lauter, die Umwelt wird mehr belastet und die Bremswege werden länger. Es lässt sich damit aber gut polarisieren.

Wir sind für das Rauchen und lassen uns doch nicht vorschreiben, wo man rauchen darf oder nicht!
Wir lassen uns doch nicht vorschreiben, wie schnell wir fahren dürfen! Eine anonyme Macht will uns die Freude nehmen und da sind wir dagegen.

Ja, und das Binnen-I. Schreck lass nach! Wir schaffen das wieder ab, weil es so umständlich ist. Was? Umständlich? Beim Schreiben muss man halt einen Buchstaben groß schreiben und beim Reden ist es sowie so besser, man spricht in voller Länge beide Geschlechter an. Kein Vortrag wird dadurch unverständlich oder umständlich. Ältere erinnern sich vielleicht an die übliche Schreibweise: Sehr geehrte Herren! Schon lange hat sich eingebürgert: Sehr geehrte Damen und Herren als Anrede im Briefen zu verwenden.
Aber natürlich wird offenbar damit gerechnet, dass diese Diskussion Aufregung verursacht.

Darum geht es wohl in der Tat: Auf irgendwelchen Nebenschauplätzen Aufregung zu schüren und alle tappen in die Falle.

Es wird über das Rauchen gestritten, es wird über die Sinnhaftigkeit von Tempo 140 gestritten und natürlich ist die Empörung groß, im Genderbereich wird zurückgehen hinter Entwicklungen, die schon selbstverständlich schienen.

Und noch so eine Nebelgranate: wir sparen jetzt endlich einmal. Die Masse ist vergesslich. Wird nicht seit gefühlter Ewigkeit das Finanzressort von ein und derselben Partei verwaltet? Warum wurde nicht schon längst gespart? Was heißt überhaupt sparen? Der staatliche Haushalt ist nicht vergleichbar mit einem Familienhaushalt. Aber dazu muss man sich halt mit Ökonomie beschäftigt haben. Sparen klingt aber offenbar gut.

Reformen sind immer notwendig. Manch eingeschliffene Abläufe müssen bisweilen überdacht werden, aber wenn das Thema Reform zur Nebelgranate wird, dann wird es für die Demokratie höchst bedenklich. Wenn es in Wirklichkeit gar nicht um Reform geht, sondern um Machtverschiebung oder, wenn es in Wirklichkeit darum geht, finanzielle Mittel von den Armen zu den Reichen zu verschieben, dann müssten die Alarmglocken läuten.

Aber das ist genau das Problem der Nebelgranaten. Da kennt man sich nicht so aus, das Thema ist kompliziert für die Massen und die Nebenschauplätze lenken gut ab.

Und wenn dann der so genannte kleine Mann zu merken beginnt, dass der eigene Geldbeutel plötzlich nicht mehr so gut bedient wird, dann ist nicht mehr die jüdische Weltverschwörung schuld, sondern sind es die Ausländer.

Dieser Schachzug ist megagenial. Man redet von Integration und tut genau das Gegenteil davon. Man schafft eine zusätzliche Verarmung der Armen, man kriminalisiert die Flüchtlinge pauschal und, wenn sie sich dann so verhalten, dann war's ja schon immer klar und man beginnt einfach wieder von vorn. Die Ausländer...
Vergessen ist dann, wer für die Grauslichkeiten erst einmal gesorgt hat. Die Masse ist vergesslich.

Die Nebelgranaten funktionieren im Moment sehr gut. Die Ablenkung von den wirklich wichtigen Themen ist geradezu meisterhaft.

Was tun?






Samstag, 30. April 2016

Faymann wehrt sich

Am 1. Mai werden wieder alle vereint auf dem Wiener Rathausplatz Forderungen stellen, sodass man sich verwundert fragt, wer denn seit ewigen Zeiten regiert und warum nichts umgesetzt wurde. Ach so ja, die bösen Schwarzen. Und bei der Kundgebung der Schwarzen? Das Gleiche, nur umgekehrt. Da sind die roten Gfrieser schuld.
The same procedure as every year!
Und dann wundert sich das Parteien-Establishment über allgemeinen Frust der WählerInnen.


Dienstag, 26. April 2016

Ausgeträumt

Mein gestriger Traum war ein kurzer Traum. Was aus den Parteizentralen heute an Meldungen kommt, stimmt nicht sehr optimistisch. LH Pühringer: "Rübe ab ist doch keine Lösung"; Bürgermeister Häupl glaubt zwar nicht, dass die Koalition noch bis 2018 hält, an Faymanns Stuhl will er aber nicht sägen. LH Pröll findet, dass allein Faymann schuld sei usw.
The same procedure after each election.
Es wird Zeit, dass die alten Herren abdanken. Sie haben mit der Muttermilch aufgenommen, immer beim Anderen die Schuld zu suchen, dem anderen keinen Erfolg zu gönnen. Selbst am Abgrund stehend wird die Wadelbeißerei nicht beendet. Denn vielleicht fällt ja der andere zuerst runter.
"Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun," betete einst Jesus (LK 23,34). Auch damals erkannten die "Oberen" nicht, dass etwas Neues ansteht.
Bleibt nur die Hoffnung, dass das Neue nicht das Alte aus dem nationalistischen Eck wird, sondern eine Neubesinnung auf die Visionen eines friedlichen, gerechten und demokratischen Europa.
Ich träume also doch ein bisschen weiter:

Freude, schöner Götterfunken,

Tochter aus Elisium,

Wir betreten feuertrunken

Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
was der Mode Schwerd getheilt;

Bettler werden Fürstenbrüder,

wo dein sanfter Flügel weilt.



 C h o r.

Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt

muß ein lieber Vater wohnen.

Wem der große Wurf gelungen,

eines Freundes Freund zu seyn;
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!

Ja – wer auch nur  e i n e  Seele

 s e i n  nennt auf dem Erdenrund!

Und wer’s nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!

 C h o r.

Was den großen Ring bewohnet

huldige der Simpathie!

Zu den Sternen leitet sie,

Wo der  U n b e k a n n t e  tronet.

Freude trinken alle Wesen
an den Brüsten der Natur,

Alle Guten, alle Bösen

folgen ihrer Rosenspur.

Küße gab sie  u n s  und  R e b e n ,
einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,

und der Cherub steht vor Gott.



 C h o r.

Ihr stürzt nieder, Millionen?

Ahndest du den Schöpfer, Welt?
Such’ ihn überm Sternenzelt,
über Sternen muß er wohnen.

Freude heißt die starke Feder

in der ewigen Natur.

Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,

Sonnen aus dem Firmament,

Sphären rollt sie in den Räumen,

die des Sehers Rohr nicht kennt!



 C h o r.

Froh, wie seine Sonnen fliegen,
durch des Himmels prächtgen Plan,

Laufet Brüder eure Bahn,

freudig wie ein Held zum siegen.

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
lächelt  s i e  den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel

leitet  s i e  des Dulders Bahn.

Auf des Glaubens Sonnenberge

sieht man  i h r e  Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
 s i e  im Chor der Engel stehn.



 C h o r.

Duldet mutig Millionen!

Duldet für die beßre Welt!

Droben überm Sternenzelt
wird ein großer Gott belohnen.

Göttern kann man nicht vergelten,

schön ists ihnen gleich zu seyn.

Gram und Armut soll sich melden

mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
unserm Todfeind sei verziehn.

Keine Thräne soll ihn pressen,

keine Reue nage ihn.



 C h o r.

Unser Schuldbuch sei vernichtet!
ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder – überm Sternenzelt

richtet Gott wie wir gerichtet.



 F r e u d e  sprudelt in Pokalen,

in der Traube goldnem Blut
trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut – –

Brüder fliegt von euren Sitzen,

wenn der volle Römer kraißt,

Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
Dieses Glas dem guten Geist.

 C h o r.

Den der Sterne Wirbel loben,

den des Seraphs Hymne preist,

Dieses Glas dem guten Geist,

überm Sternenzelt dort oben!

Festen Mut in schwerem Leiden,
Hülfe, wo die Unschuld weint,

Ewigkeit geschwornen Eiden,

Wahrheit gegen Freund und Feind,

Männerstolz vor Königstronen, –
Brüder, gält’ es Gut und Blut –
Dem Verdienste seine Kronen,

Untergang der Lügenbrut!



 C h o r.

Schließt den heilgen Zirkel dichter,

schwört bei diesem goldnen Wein:
Dem Gelübde treu zu sein,
schwört es bei dem Sternenrichter!



Rettung von Tirannenketten,

Großmut auch dem Bösewicht,

Hoffnung auf den Sterbebetten,
Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toden sollen leben!

Brüder trinkt und stimmet ein,

Allen Sündern soll vergeben,

und die Hölle nicht mehr seyn.



 C h o r.

Eine heitre Abschiedsstunde!
süßen Schlaf im Leichentuch!

Brüder – einen sanften Spruch

Aus des Todtenrichters Munde!

Späte Fassung (1808)

Schiller beurteilte sein eigenes Werk eher kritisch, was sich auch in mehreren Änderungen des Gedichtes niederschlug.
Die 1808 veröffentlichte Variante des Gedichtes war um die letzte Strophe gekürzt und zeigte eine andere Wortwahl in der ersten Strophe:
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

aus Wikipedia